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Dons
Gedichte № 2
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Ägyptische Plagen
Genau weiß ich’s nicht, aber irgendwann
fing diese komische Geschichte an.
Da war außer Edelgard, meiner Frau,
Susanne und Tommi und dem Chow-Chow
in meiner Familie plötzlich ein Mensch mehr!
Und ich frag mich, wo kommt der
her?
Und überdies ist mir nicht klar,
wieso ist der Mensch unsichtbar?
Mein Haushalt hat sich um „Weißnicht“
vermehrt,
das ist die einzige Möglichkeit, die alles erklärt.
Ich kann es zum Beispiel überhaupt nicht fassen:
Im Bad hat einer das Wasser laufen lassen.
Wenn ich dann rausgehe, um zu fragen:
„Wer war das?“, hör' ich alle „Weiß nicht“ sagen.
Außerdem hat „Weißnicht“ in meinen Farben gefummelt
und alle roten und gelben Stifte verbummelt.
Und er hat, jedenfalls wird’s so berichtet,
drei Stück Torte aus dem Kühlschrank vernichtet.
Die Beule am Auto stammt auch von ihm!
Wenn ich den mal erwische, dem kann was blüh’n!
Oder da klingelt das Telefon.
Ich schreie von oben: „Ich komme schon!“
Und dann bin ich die Treppe runtergerannt,
da hat Tommi den Hörer schon in der Hand
und die Verbindung ist weg, die Leitung leer,
Tommi guckt groß und sagt: „Bitte sehr!“
Und wenn ich dann frage: „Wer war das denn?“
Dann kommt die Antwort, die ich schon kenn‘:
„Weiß nicht“, und er dreht sich um.
Und ich stehe dumm in der Gegend herum!
Schließlich hab' ich dann mal meine Nachbarn gefragt,
ob sie so was kennen und da hat man gesagt,
sie hätten alle so einen Unsichtbaren!
Und die gäbe es in ganzen Scharen!!
Der ihre trüge den Namen „Niemand“
und schmiere Lippenstift an die Wand,
er verliere Handschuhe, Regenschirme in Massen
und habe immer das Licht brennen lassen.
Nun, Leute, wenn auch bei Euch so einer wohnt,
weiß ich, dass sich keine Aufregung lohnt.
Lasst euch von mir als Fachmann sagen:
Wir müssen die Burschen mit Würde ertragen.
Das sind noch Reste aus uralten Tagen,
bei manchen bekannt, als „Ägyptische Plagen“!
Don, Oktober 1986
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Mensch Don, das war'n noch Zeiten!
Meist
heißt er Max und meist trinkt er Bier,
und wenn ich allein sitze, setzt er sich zu mir
an den Tisch in irgendeinem Restaurant
und fängt unaufgefordert zu erzählen an:
Von damals, als er bei Dnjepoporschtag
mit seinen Kumpels in der Scheiße lag,
voll von Läusen, aber nichts in den Eingeweiden.
Und plötzlich sagt er: Mensch Don, das war’n noch Zeiten!!!
Da gab’s noch so was wie Kameradschaft,
und das gab mir bei leerem Magen die Kraft,
dass man trotz all der Scheiße am Leben bleibt.
Aber wenn ich so sehe, was sich da rumtreibt
- und er zeigt mit dem Bierglas auf die Leute ringsum -
Seine Hand sinkt runter und er wird stumm…
Nein, nicht ganz, ich hör' wie von Weitem:
Tjaja, Don, das war’n noch Zeiten!
Und dann spricht Max weiter von der Zeit danach.
Alles verwüstet, und die Wirtschaft lag brach,
und um aufzubau’n musste man zusammenhalten.
Das versteht doch heut niemand mehr – vielleicht noch die Alten.
Heut' denkt doch jeder nur noch an sich!
Wo hat das hingeführt, und ich frage dich,
war’s früher nicht besser? Nein, Don, kein Streiten!
Früher, tja früher, das war’n noch Zeiten.
Und wie er so dasitzt, es ist schon halb vier.
Die Augen sind glasig, er hat auch schon fünf Bier.
Da kommt mir ein Gedanke: Man müsste probieren,
einen kleinen Krieg anzufangen und schnell zu verlieren.
Dann könnten die Menschen, die so wie Max hier eben
ständig in den Träumen von gestern leben
endlich aufwachen und zu neuen Taten schreiten.
Und ich hör sie schon sagen:
Don, das sind wieder Zeiten!
Ja, meinetwegen kannst Du jetzt lachen
und ein paar geistreiche Bemerkungen machen
über Menschen, die es nicht versteh’n
im Heute zu leben und die nicht seh’n,
dass auch heute schöne Zeiten sind.
Aber ich spüre auch wie die Zeit verrinnt,
denn manchmal erwisch' ich mich grad noch beizeiten
nicht selbst zu sagen:
Mensch, Don, das war’n noch Zeiten…
Don
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Einzugsermächtigung
Irgendwann
hast Du Dich in mein Herz geschlichen.
Von dort bist Du bis heute nicht entwichen.
Du wohnst jetzt dort, und das ist wichtig,
und ich weiß jetzt, für mich ist es schon richtig,
denn mein Leben hat sich sehr dadurch verschönt
und ich hab' mich ganz schnell daran gewöhnt.
Ich glaub' mein Herz könnt's gar nicht wagen,
wenn es versuchte ohne Dich zu schlagen.
Deshalb hat alles schon seine Berechtigung
und Du bekommst… Eine Einzugsermächtigung!
Don, 07.02.2011
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Wörtlicher Ratschlag
Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst, sagt uns die Bibel.
Und ich finde diesen Ansatz auch ganz plausibel.
Aber manchmal kommt’s zu Schwierigkeiten.
Was machst Du zum Beispiel in solchen Zeiten,
wenn - was Du vorher gar nicht weißt -
Deine Nachbarin urplötzlich verreist?
Don
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Metamorphosen
Was wird dereinst mal im Himmel
- wenn er dahin kommt - aus einem Lümmel?
Er bleibt auch dort stets ein Bengel.
Jede Frau aber wird dann ein Engel!
Don, Oktober 2008
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Ich bewundere Dich
Manchmal schaue ich Dich an, ohne dass Du es weißt,
und manchmal sagt mir dann mein Schöpfergeist,
ich sollte mich auf's Staunen nur beschränken,
ohne irgendwie noch nachzudenken.
Denn was ich an Dir mag, soll ein Geheimnis bleiben.
Ich will's empfinden ohne es auch zu beschreiben.
Ich habe Angst, dass alles dann zusammenbricht
wenn ich es namhaft mache, hier, in dem Gedicht.
Gelegentlich ist es das Timbre Deiner Stimme.
Still bin ich dann damit ich Dich nicht überstimme.
Und ein andermal dann braucht’ ich Bände,
wenn ich beschreiben will die Wohltat Deiner Hände.
Ach manches Mal kann ich mit Dir auch lachen
und irgendwelchen Unsinn machen.
Dann bin ich gleich ein Optimist
Ja Du, ich lieb Dich, weil Du einfach ganz Du selber bist!
Don, 10.04.2013
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Konsequenz
Zu meiner letzten Veranstaltung
brachte eine Frau ihren Mann mit, trotz dessen Abneigung.
Und zwar nicht gegen meine guten Gedichte,
sondern wegen irgendeiner Vorgeschichte
hatte der etwas gegen meine Person.
Da war noch so ein Rest von Aggression.
Na
gut, ich trug vor all meine Sachen
und brachte den Saal auch gut zum Lachen.
Aber diese eine doofe Wicht,
der lachte einfach nicht.
Dann hörte ich, wie seine Frau ihn fragte,
und auch, was er als Antwort sagte.
„Kann Dir denn nichts von den Sachen gefallen?“
„Doch! Nicht zu lachen, ist mir schwer gefallen.
Aber im Unterschied zu uns beiden
kann ich den Don selber nicht so sehr leiden!
Wenn ich auch seine Gedichte gut find' –
Ich lach' erst, wenn wir gegangen
sind!“
Don, März 2013
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Wie es mir geht?
Wie es mir geht? Nun ja, ganz gut.
Wie sollte es auch anders sein?
Was ich so mache? Nun man tut
halt so, als sei man nicht allein.
Ich stell’ mir abends auf den Tisch zwei Gläser hin
und trinke Cola-Rum und aus dem andern Gin.
Am nächsten Morgen sieht das wenigstens so aus,
als sei ich nicht so ganz allein in unserm Haus.
Zwei Tuben Zahnpasta vermitteln mir die Illusion
nicht ganz allein zu sein, und manchmal reicht das schon,
um wenigstens für kurze Zeit die Wirklichkeit zu flieh’n
und weiter zu träumen, was schon längst zu Ende schien.
Wie es mir geht? Nun ja, ganz gut.
Wie sollte es auch anders sein.
Was ich so mache? Nun man tut
halt so, als sei man nicht allein.
Wenn ich jetzt koche, koch’ ich mehr, als ich selbst brauch’.
Und zu viel Brötchen hol' ich morgens auch.
Gelegentlich geh ich zu „Spar“, um Bockbier einzukaufen
und dann versuche ich, mir einen anzusaufen.
Dann sprech' nacheinander ich alle Wände um mich an
bis ich erkenne, dass ich mich nicht selbst betrügen kann.
Und mit dem Saufen haut das deshalb nicht so hin,
weil ich ganz innen weiß, dass ich halt einsam bin.
Wie es mir geht? Nun ja, ganz gut.
Don
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Auf dem Friedhof
Auf
dem Friedhof fiel mir mal auf eine Frau
mit einem auffallend edlem Körperbau.
Sie pflegte mit aller Hingabe das Grab ihres Gatten
so, als wollte sie ihn noch einmal bestatten.
Und als sie mit der Grabverschönerung fertig war,
da ordnete sie noch einmal Kleidung und Haar.
Dann ging sie seltsamerweise rückwärts zurück
und behielt das Grab dabei immer im Blick.
Sie
wandte sich erst sehr spät um und ging dann
so, als sei sie immer noch in einem Zauberbann.
Vor ihrem Auto hab ich gewagt, sie dann anzusprechen:
Madam, verzeihen Sie mir mein Kopfzerbrechen –
Verraten Sie mir doch bitte, warum Sie vom Grabe rückwärts gehen.
Ich habe Ihnen schon mehrmals zugesehen
und ich habe noch nicht einen vernünftigen Grund gefunden.
Da lacht sie mich an: "Ich war mit meinem Mann eng verbunden
und er hat mir damals ein besonderes Kompliment gemacht.
Wenn er mich mal von hinten sah, hat er gelacht:
'Mädel, Du brauchst Dich nicht zu verstecken!
Mit Deinem Po kannst Du Tote aufwecken!'
Und jetzt zeig' ich ihm nicht erst mein Becken,
denn hier auf dem Friedhof will ich niemand erschrecken!"
Don, April 2013
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Ich wünsche Dir Zeit
Ich
schaue ins TV
und
sehe ganz genau:
Die
gesamte Welt ist größer geworden.
In
Thailand bekommt ein Mensch einen Orden,
Weil
er irgend etwas erfunden hat.
Und
in Moskau finden Wahlen statt.
Jetzt
plant die NASA wieder 'nen Flug zum Mond.
Aber
wir wissen nicht, wo unser Nachbar wohnt.
Für
einen Besuch zu ihm ist der Weg wohl zu weit,
oder
wir haben einfach gar keine Zeit.
Dabei
sollten wir „Mit-einander-Zeit“ schätzen
und
manchmal über Freuden und Sorgen schwätzen,
sonst
kann es passieren – und das im Nu:
Des
Nachbars Tür bleibt für immer zu.
Oder
wenn Kinderaugen Dich von unten anstrahlen,
dann
sollten wir mit gleicher Münze zahlen.
Strahlende
Augen kosten nicht viel.
Ja,
denn häufig ist es das, was ein Kind von Dir will
ein
Streichler, eine Umarmung. Sie sind so viel wert
auch
dann, wenn niemand anders diese Sachen
erfährt.
Oder
sind wir Gefangene der „Schnell-Lebigkeit“
Haben
wir für Gefühle einfach nicht mal mehr Zeit?
Schnell
und weit reisen, das können wir.
Schon
Morgen sind wir dort, aber heut nicht mal hier!
Es
gibt Wegwerfwindeln, eine Wegwerfmoral,
aber
eine längere Beziehung ist schon nicht normal.
Wir
wollen schnell essen, am besten Fast Food,
aber
uns‘re Verdauung ist schon nicht mehr gut.
Unseren
Body stählen wir phänomenal,
aber
unsere Beziehungen sind oft eine Qual.
Wir
sehen uns größer, schneller, besser
aber
meist nur als Trinker oder als Esser.
Wir
können ganz schnell sein, aber nicht mehr warten.
Und
wir merken nicht einmal, wie wir entarten.
Wir
haben so oft unser Auto geputzt,
aber
unsere Seelen…? – Die bleiben verschmutzt.
Wir
sind so modern, können Atome schnell spalten,
aber
unsere Vorurteile bleiben noch immer die alten.
Wir
sind in der Lage und erobern den Weltraum,
aber
wo in uns die Liebe ist, das wissen wir kaum.
Und
natürlich ist es schon längst so weit:
Wir
haben mehr Medizin, aber weniger Gesundheit.
Wir
haben mehr Ausbildung und viel mehr Kenntnisse,
aber
„Miteinander zu leben“ ist das, was ich vermisse.
Und
deshalb, liebe Freunde, rufe ich euch zu:
Kommt
lasst uns umdrehen und zwar im Nu.
Lasst
uns Zeit haben auf einer Bank im Garten
auf
den Sonnenuntergang zu warten.
Lasst
uns probieren was geschieht,
wenn
man sich gegenseitig mal ansieht
und
dann feststellt: Oh! Noch ein Mensch neben mir!
Vielleicht
wird aus „Zwei Menschen“ sogar mal ein „Wir“.
Don, 25.12.2011
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