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Dons Gedichte  № 5

 

1.    

Der Mond

2.    

Zwei Statuen im Park

3.    

Zeitvertreib

4.    

Ich liebe Dich

5.    

Physik und Weisheit

6.    

Dann schenk ich Dir eben mich

7.    

Du kannst

8.    

Ach, das Alter

9.    

In Deinem Sonnenblumenbild

10.  

Die Reise in ein seltsames Land

 

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Der Mond


Der Mond hängt wieder an derselben Stelle,

dort, wo man ihn auch gestern festgemacht.

Und er verbreitet seine milde Helle

verschwenderisch in dieser Sommernacht.

Manchmal versuch’ ich zu ergründen,

was er wohl so am Tage treibt.

Und ich versuch' herauszufinden,

wo er mit den verschwund'nen Vierteln bleibt.

Andre Leute haben andre Sorgen.

Sie arbeiten und werden auch entlohnt.

Sie denken an den Job von Morgen.

Und ich?... Schau dafür in den Mond!

 

Don

 

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Zwei Statuen im Park

 

Es begab sich aber in einem Park,
dass dieser ein Geheimnis barg,
denn ziemlich versteckt hinter den Bäumen
schienen zwei nackte Statuen zu träumen.
Wenn man heran trat, sah man genau:
Links stand ein Mann, rechts stand die Frau.
Beide sahen einander an –  
Von rechts die Frau von links der Mann.
Und das seit ungefähr einhundert Jahren.
So lang ist es her, dass sie platziert worden waren.

Und endlich, nach dieser endlosen Zeit,
da geschah ein Wunder! – Es wurde auch Zeit:  
Ein Engel hatte die beiden entdeckt.
Sie waren wohl doch recht gut versteckt.
Und der Engel erweckte die beiden zum Leben,
denn er wollte ihnen eine Belohnung geben.
Und er sprach: Ihr beiden, ich kann euch verstehn.
Ihr konntet euch beide die ganze Zeit sehn,  
und da habt ihr in diesen endlosen Stunden
sicher die Sehnsucht für etwas gefunden.
Das, was ihr tun wolltet schon seit hundert Jahren
sollt ihr jetzt am eigenen Leib erfahren.

Ich gebe euch jetzt eine Stunde Zeit
das zu tun, was ihr wollt. Seid ihr bereit?
Und der Mann nimmt die Frau an der Hand ganz stolz
und verschwindet mit ihr im Unterholz.
Jetzt musste der Engel sich an Geräusche gewöhnen…
Er hört im Gebüsch ein Kichern und Stöhnen.
Und dann, er konnte es gar nicht vermuten, 
da kamen sie wieder. Schon nach dreißig Minuten!  
Oh je, sprach der Engel, ihr habt doch noch Zeit
für einen weiteren Zeitvertreib!
Ja, sagt der Mann, wir machens noch mal.
Aber anders herum, als beim letzten Mal.
Jetzt passt Du aber auch wirklich gut auf, 
denn DU hältst die Tauben und ICH scheiß' drauf!

 

Don

 

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Zeitvertreib

 

Schon in der guten alten Zeit

da gab es ihn, den Zeitvertreib.

Man dachte sich auch nichts dabei

und schuf mit dieser Narretei

etwas, das uns verwundert

im heutigen Jahrhundert,

denn heute ist es nun so weit:

Kaum jemand noch hat heute Zeit.

So, wie's die Alten schrieben:

Man hat die Zeit einfach vertrieben!

 

Don

 

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Ich liebe Dich

 

Ich liebe Dich!

Dich liebe ich!

Ich liebe Dich ganz, ich liebe Dich sehr,

ich liebe Dich heute, aber morgen noch mehr.

Ich liebe Dich trotzdem, vor allem, wenngleich,

ich lieb Dich allein und mit ander’n zugleich.

Ich liebe Dich traurig, ich liebe Dich heiter,

ich liebe Dich e.t.c. und so weiter.

Ich liebe Dich zärtlich, ich liebe Dich stark,

ich lieb Dich im Bett und ich lieb Dich im Park.

Ich liebe Dich unterm Regenbogen,

ich liebe Dich nackt und auch angezogen.

Ich liebe Dich jetzt und ich liebe Dich immer,

ich lieb Dich im Freien und auch im Zimmer.

Ich lieb Dich sowohl und als auch und trotzdessen,

ich liebe Dich auch, um zu vergessen –

Ich bin nämlich nur ein ganz armer Wicht.

Ich liebe Dich, aber… Du liebst mich nicht!

 

Don

 

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Physik und Weisheit

 

Vorn am Tisch stand der Professor ganz alleine,
auf dem aufgebaut' Sand, Kies und große Steine.
Und im Saal warteten cirka hundert Studenten.
Was heut auf sie zukam an Experimenten?

Zuallererst nahm er - und nur die alleine -
in großer Anzahl die großen Steine,
die er in ein durchsichtiges Gefäß fallen ließ.
Dann kam dazu als nächstes der Kies.
Und schließlich füllte er dann mit dem Sand
das ganze Gefäß bis an den Rand.
Jetzt ist das Glas - so wie es soll -
bis hin zum Rand absolut voll.

"Und jetzt will ich euch einen Hinweis geben:
Das volle Glas hier ist das Leben!
Die großen Steine sind die wichtigsten Dinge,
ohne die das Leben wohl nicht gut ginge:
Familie, Kinder, Ehefrau oder Mann,
ohne die man nicht wirklich leben kann.


Und die Kiesel sind Haus, Auto, Pferd oder Schiff.
Ohne sie hätt’ man dennoch sein Leben im Griff,
aber mit ihnen - und so geht es uns allen -
kann uns das Leben noch besser gefallen.


Und zum Schluss kommt der übliche Tand,
den symbolisiert hier bei uns der Sand.
Und wenn man nicht aufpasst in seinem Leben,
dann kann man zuerst zuviel Sand rein geben.
Danach ist kein Platz mehr für die großen Steine,
und man verbringt sein Leben so ziemlich alleine.
Ein jeder sollte in seinem Leben
sich nur mit den wichtigen Dingen abgeben.
Als Eheleute solltet ihr üben,
den jeweiligen Partner wirklich zu lieben.
Und ein Kindergeburtstag ist wirklich wichtig.
Auch über’n Schatten zu springen ist ganz richtig.
Beachtet nur immer die großen Steine,
denn alles Weitere kommt von alleine.


Doch ist euer Glas vom Sand schon voll,
dann ist das Leben kaum wundervoll!"
Der Professor lächelt, verbeugt sich und will schon gehen,
da kann er gerade eben noch sehen:
Ein Student erhebt sich mit einem Glas Bier,
kommt zu ihm, verbeugt sich, sagt „Bitte sehr!“
Das volle Glas Sand, es ist noch halb leer.
Und anstatt das Bier jetzt selber zu saufen,
lässt er es genüsslich in den Sand rein laufen.
Erkenntnis:
Wie erfüllt Dein Leben auch immer sei,
für ein Glas Bier ist ein Platz noch frei!

 

Don

 

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Dann schenk ich Dir eben mich

 

Heute Nacht bin ich über den Regenbogen
im Traum in das Land der Elfen gezogen.
Das ist dort, wo der Himmel die Erde berührt  
und wo kein anderer Weg hinführt  
als der, zwischen den verwunschenen Linden,
den nur einige Sonntagskinder finden.

Dort saßen inmitten von Wolkenkissen
zwölf Hollentöchter und wollten wissen
was ich so triebe und woher ich wohl wär’,
und überhaupt, was sei mein Begehr?

Ich fing an zu erzählen, so von Dir und von mir,
und dass ich dich lieb hab, und jetzt sei ich hier,
weil ich - das könnten sie sich ja denken -  
weil: Ich wollte Dir etwas Besonderes schenken.
Und sie sollten mir dabei raten und helfen,
denn sie seien nun mal besondere Elfen.

Ja, da fingen einige an zu lachen.
Andere begannen, gleich Vorschläge zu machen:
"Vierhundertsechsunddreissig ganz junge Kater!!!"
"Nein", widersprach ich, "das gibt zuviel Theater!"  
"Oder eine Prise glitzernden Sternenstaub?"
"Naja", sagte ich, "aber mit Verlaub:
so ein Geschenk ist zwar wunderbar,
aber Sternenstaub trägt sie jetzt schon im Haar."

"Kleine, ganz klare Glockentöne!", rief eine dazwischen,
"Die könnte man dann in ihr Lachen einmischen!" 
"Nein, wenn sie jetzt lacht, lacht sie so froh.
Grad wegen des Lachens lieb ich sie so!"

"Den Duft, den alle vier Winde einfingen?  
Den zarten Schmelz von den Schmetterlingen?"  
"Ach, ihr zwölf Hollen, das alles verspüre
ich doch schon jetzt, wenn ich sie berühre!"

"Das Leuchten der Abendsonne im See?"
"So schimmern ihre Augen grad heut!" Und ich seh’,
es ist schwer, selbst mit ganz besonderen Dingen
ein Geschenk für Dich zustande zu bringen!

Und während ich darüber noch nachdachte,
da geschah es plötzlich, dass ich erwachte. 
Ohne ein Geschenk für Dich…
Naja, dann schenk ich Dir eben mich!

 

Don

 

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Du kannst!  

Zu diesem Gedicht gibts eine wahre Geschichte.

Ihr findet sie unter ‘Dies & Das’ “Du kannst”

 

Du kannst die Palmen in meinem Garten

lila anstreichen und darauf warten,

dass jemand kommt und sie bewundert,

und dem verkaufst Du sie dann für hundert,

nein, besser noch für zweihundert Mark,

denn lila Palmen, die sind wirklich stark.

 

Und das ganze Geld gibst Du anschließend aus,

für ein selbst gehäkeltes Schneckenhaus.

Du kannst mit dem Nordwind nach Helgoland fliegen

und dort im Scheine des Leuchtturms liegen,

Du kannst mit Inbrunst in den Nordseewellen

mit den Seehunden um die Wette bellen.

Du kannst Dir 'ne Pfeife am Nordlicht anzünden

und alle vier Winde zusammenbinden!

Dann trinkst Du mit ihnen die ganze Nacht Bier,

Und später duzen dich alle vier.

 

Du kannst nachts mit zwölf silbernen Spangen

im Haar das Mondlicht einfangen.

Dann kämmst Du es aus und wickelst es eng

einer Hollentochter ums Handgelenk.

Und seitdem kannst Du unterm Sternenzelt liegen

und sehn, wie die Elfen im Tanze sich wiegen.

Und wenn Du willst machst Du nur einen Schritt  

und tanzt mit ihnen im Reigen mit.

Du kannst Dich zum Sonnen vor's Rathaus legen,

sogar ohne Kleider, ich hätt' nichts dagegen.

Du kannst von der Brücke heruntergucken

und den Fußgängern auf die Köpfe spucken,

Du kannst die allerverrücktesten Sachen  

die Dir nur einfallen einfach machen.

Aber eins kannst Du nicht, und das musst Du verstehn:

Du kannst mich nicht einfach übersehn!

 

Don, 1982

 

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Ach, das Alter

 

Ich bin nun schon ein alter Mann

und manches Mal dann fang ich an,

anderen gute Ratschläge zu geben.

Denn so ist das nun einmal im Leben:

Ich versuche mich damit zu trösten,

dass ich schon lange nicht mehr die größten

und dreistesten Dummheiten selber machen kann.

Und dann fängt man mit diesem Blödsinn an.

 

Andrerseits ist das Alter auch nicht verkehrt,

weil man heut nicht mehr „all so’n  Zeug“ begehrt.

Und das ärgerte mich damals am meisten:

als Junge konnte ich es mir einfach nicht leisten.

Die Jugend ist eigentlich etwas ganz Tolles.

Es ist nur schade, dass so Wundervolles

an kleine Kinder vergeudet wird,

die noch nicht mal wissen, wie man das buchstabiert.

 

Aber das größte Übel der Jugend – ich bin richtig empört –

ist, dass man selbst nicht mehr dazugehört.

Alt werden ist, da braucht keiner zu lügen,

nicht nur Freude, nicht nur Vergnügen.

Aber ich lass mir mein Alter nicht vermiefen.

Es gibt sowieso keine Alternativen.

Na gut, ich bin älter und damit befangen.

Aber wer alt werden will, muss beizeiten anfangen.

Ansonsten spielt das Alter gar keine Rolle.

Ich empfinde die Zeit sogar als eine tolle.

Nur in einem Fall ist zu großes Alter wirklich Mist,

dann nämlich, wenn Du alter Käse bist.

 

Don, 06.10.2011

 

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In deinem Sonnenblumenbild

 

In Deinem Sonnenblumenbild

hast Du die Sonne selbst gemalt.

Wenn alle Bilder dieser Welt so strahlten,

dann müssten die Regierungen

gratis Sonnenbrillen verteilen, denn:

In Deinem Sonnenblumenbild

hast Du die Sonne selbst gemalt.

 

Don

 

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Die Reise in ein seltsames Land

 

Die folgende Geschichte kann ich nicht beweisen.

Aber sie ist wahr, denn auf meinen Reisen

kam ich selber in dieses Land.

Dessen Name und Lage? "Unbekannt".

Seltsame Dinge sollten dort geschehen.

Und ihr werdet es gleich selbst verstehen,

wenn ich zuerst in der Geschichte

von den Einreiseformalitäten berichte:

 

Normale Pässe gelten dort nicht,

denn die zeigen im Foto ja dein Gesicht,

was die einheimischen Sitten verletzt.

Deshalb wird dann dein Passfoto ersetzt

durch ein anderes - du hast keine Wahl -

Man schießt ein Foto deines Genital…!

Bei den Männern müssen es zwei Bilder sein:

Einmal erregt, und einmal klein.

Bei den Frauen fordert man bloß

eine Abbildung von ihrem Schoß.

 

Und so geht es auch weiter, wie ihr seht,

mit einer ganz anderen Bedeutung der Sexualität.

Die Liebe ist, so wird argumentiert,

etwas, was zur Glückseligkeit führt.

Darum soll sich auch jeder an ihr erfreuen,

und darf deshalb die Öffentlichkeit nicht scheuen.

Statt "Guten Tag", küsst man sich auf den Mund

und tut jemand bei der Gelegenheit kund,

er hätte auf weitere Kontakte Lust,

dann liebkost man ganz öffentlich seine Brust,

oder streichelt ganz zärtlich den Popo.

Das verwundert uns, aber dort ist es so!

 

Jedenfalls steht dort im Gesetz geschrieben:
Du sollst Deinen Nächsten lieben!

Und ohne davon einen Deut abzuweichen

praktiziert man das in allen Bereichen.

Ein seltsames Land, ich geb es ja zu,

aber dort gibt es ebenfalls ein Tabu!

Wir sollten seine Andersartigkeit nicht verfluchen,

sondern erst einmal zu verstehen versuchen,

und unsere Moralvorstellung zu vergessen.

Also: Das Tabu dort betrifft das Essen!

 

Natürlich muss das Essen sein,

aber wenn schon, dann bitte ganz allein,

denn man sagt, was dabei passiert,

wenn das Essen nur vorbereitet wird

ist zwar zum Überleben vonnöten,

aber: Man ist gezwungen zu töten!

Ob Tier oder Pflanze, das ist egal,

getötet wird – Dir bleibt keine Wahl!

 

Und dann, möglicherweise habt ihr schon vergessen

was passiert denn genau, wenn wir mal essen?

Etwas, das vorher schön gewesen

- eben ein anderes Lebewesen -

wird jetzt zerstampft zu einem Brei

und du empfindest nichts dabei

bis du, bevor du ihn herunterschluckst,

dir diesen Bissen noch einmal beguckst.

Von Ästethik ist da keine Spur.

 

Und die Menschen dort, die haben nur

die Konsequenz daraus gezogen

und haben das Essen aus dem Verkehr gezogen.

Gut, Essen muss sein. Aber bitte keinen Kult.

Ein Verstoß dagegen bedeutet schwere Schuld!

Und ich hörte von ganz strengen Strafen,

die solche "Essen-Sünder" betrafen.

Ganz klar gibt es dann dort auch Exzesse,

sozusagen Geheimbünde mit "Schwarzer Messe".

Und fragt man dann jemanden, was das wohl sei,

dann hört man nur ein Wort: "Völlerei"!

 

Und dann gibt es natürlich in diesem System

auch das entgegengesetzte Extrem!

Ein Mönchsorden, bei dem die Regel besteht:
Wer beitreten will, bekommt den Mund zugenäht.

Und jeder Mensch muss sich bequemen,

nur noch Flüssigkeit durch ein Rohr aufzunehmen!

Enthaltsamkeit heißt das Ideal.

Ob man damit glücklich wird ist egal!

 

So, und nun frage ich euch etwas benommen:

Ist es euch nicht auch vorgekommen,

als erzähle ich von unserem Land

und nicht von einem Staat "Unbekannt"?

Nur, dass veränderte Vorzeichen

von unseren Moralvorstellungen abweichen!

Und so scheint es mir einfach ganz genau,

als ob ich in einen Spiegel schau:

Alles verkehrt sich vom Linken zum Rechten

und aus den guten Dingen werden die schlechten.

 

Nur schade, trotz vielen Versuchen

dieses Land noch mal zu besuchen,

erinnere mich leider nicht mehr –

Wie kam ich hin? Und wie wieder her?

Es ist, als wär' es höheren Ortes beschlossen:

'Die Grenze zur Spiegelwelt bleibt geschlossen!'

Aber eine Möglichkeit gibt es, ich verrat euch wie:

Benutzt ausgiebig eure Fantasie!

 

Don, 05.08.2012

 

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