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Dons Gedichte  № 9

 

1.    

Dumm gelaufen

2.    

Hier hatten wir mal zusammen gewohnt

3.    

Die sprechende Uhr

4.    

Kein Platz für das Neue?

5.    

Missverständnis

6.    

Zwei flatternde Blätter im Abendwind

7.    

Der Hermaphrodit

8.    

Tränen aus Herzblut

9.    

Will ich zu viel?

10.  

Zwischen den Zeilen

 

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Dumm gelaufen

 

Letzte Woche kam ich abends nach Haus'
und freute mich riesig auf meine Maus.
Ein Zettel lag auf dem Esszimmertisch:
Ich bin beim Einkauf, ich liebe Dich!!!
Ich überlege, wie überrasch' ich sie nur? -
zog mich aus und ging nackt in den Flur.


Sie kam nach Haus. Die Haustür ging auf.
Sie war schwer beladen mit den Tüten vom Kauf.
Und weil ich wusste, dass ihr das gefällt,
hab' ich mich klassisch in Pose gestellt.
Sie sieht mich an, blickt auf meinen Schritt
ich seh', wie ihr alles aus den Fingern glitt,
und sie sagt zu mir VÖLLIG unangemessen:
Oh Gott, ich habe die Shrimps vergessen!

 

Don

 

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Hier hatten wir mal zusammen gewohnt

 

Hier hatten wir mal zusammen gewohnt.
Ob sich das Nachdenken darüber lohnt,
was sich hier alles ereignet hat?
Häufig fanden hier Feste statt,
und manchmal haben in ruhigen Stunden
auch intime Feiern zu zweit stattgefunden.

Deine Möbel sind weg. Jetzt ist alles so leer.
Nur ein Abdruck im Teppich, und sonst nichts mehr;
Doch! Da liegt noch Dein Pulli.
Er war Dir immer zu groß,
und auch mit dem Ausschnitt war irgendwas los,
was Dir nicht gefiel. Deshalb liegt er wohl hier.
Es ist seltsam, aber ich wünsche mir,
Du stecktest jetzt in dem Pulli noch drin…
Ob ich wohl etwas bescheuert bin?!
Du bist weg - mit all Deinen Sachen.
Und ich darf mir nicht so viele Gedanken machen,
weil ich sonst feststelle, ich steh ganz alleine
in unsrer halb leeren Wohnung und weine.

Don, 1982

 

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Die sprechende Uhr

 

Ein gewisser Gottfried Buddha Meier
brachte von seiner Kneipen-Geburtstagsfeier
ein paar von seinen Saufkumpanen mit nach Haus.
Dort gab er freundlich noch eine Runde aus.
Ein Gast zeigte auf seinen riesigen Messing-Gong
und fragte: „Was ist das?“ Und er antwortete seinem Kompagnon:
„Das, mein Lieber, ist eine sprechende Uhr!“
„Ach ja, aber das glaubst Du doch wohl nur!“
„Nun, dann muss ich es wohl beweisen!“
Und ein Lächeln konnte er sich nicht verbeißen.
Dann schlug er - ohne weiteren Pardon -
zwei, drei Mal mit einem Hammer auf seinen Gong.
Es gab einen ohrenbetäubenden Knall,
und dann kam ein passender Widerhall
von der anderen Seite der Wand:
Schrie ein Mensch: „Bist Du hirnverbrannt?
Es ist schließlich nachts um drei!?“
Und Gottfried lächelte nur dabei…

Don, 23.09.2012

 

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Kein Platz für das Neue?

 

Ich gehe in mich und versuche still zu sein;
Ich gehe in mich und bleib ganz allein
Und schau mich um:
Was alles ist um mich herum?
Was hab ich da an vielen Dingen
angehäuft, obwohl sie nichts mehr bringen?
Was war der Grund, dass ich sie zu mir nahm?
Was wollte ich mit all dem Kram?

Viel wichtiger als das ist jetzt jedoch:
Brauch ich das alles wirklich noch?
Oder könnte ich es gut entbehren?
Könnt ich mein Umfeld auch entleeren?
Könnt ich den rechten Sinn erfassen?
Warum kann ich das alles nicht entlassen?
Besitze ich die Dinge um mich her?
Oder stimmt das hier alles gar nicht mehr?

Und plötzlich, da verändert sich
die Sicht der Dinge hier für mich.
Mein ganzes Haus ist schon so voll,
dass ich mich davon trennen soll,
um Platz zu machen für das Neue,
auf das ich mich schon lange freue.
Doch das hat noch nicht stattgefunden,
weil es hier keinen Platz gefunden.

Und ich erkenne, dass das Bild
für mich auch ganz woanders gilt:
Es gelten diese unsichtbaren Schranken
für mich auch im Bereich 'Gedanken'.
Was schleppe ich da mit mir rum?
Was nenne ich hier Eigentum?
Da gibt es Angst und Groll und Traurigkeit,
Vorwürfe und Belanglosigkeit.

Und solange ich über die schlechte Welt jammere
und mich an die nutzlosen Gefühle klammere
und sie hüte, wie einen Schatz,
besetze ich einen wichtigen Platz.
Um mich zu entwickeln, muss ich den haben.
Sonst fehlt mir der Raum für neue Gaben.
Ich kann nur dann das Neue genießen
Wenn ich erkannt habe: Alles muss fließen.

Eine falsche Einstellung fesselt mein Leben,
denn wenn ich mich weigere wegzugeben
zeigt diese Einstellung zum „Behalten an sich“:
Vor dem „Morgen“ fürchte ich mich.
Das Schöne und Neue, was die Welt verschönt,
das ist nicht für mich - daran bin ich gewöhnt.
Aber das soll nun nicht länger so sein.
Mir fällt etwas sehr viel Besseres ein:

Ich werde tanzen als ob niemand mich sieht
und Singen, weil ein Wunder geschieht.
Und meine Liebe soll umfassend werden.
Ich werde Leben, als sei der Himmel auf Erden.

Don, Juni 2009

 

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Missverständnis

 

Nach einer stürmischen Partynacht
bin ich sehr verkatert aufgewacht.
Nur mit einem Handtuch versehen,
konnte ich bis vor die Gartentür gehen,
denn ich hatte den Müllwagen gehört,
der mich in meinem Morgenschlaf stört.
Ich brülle: „Nehmt ihr noch Müll mit? Könnte das sein?“
Da brüllen die Müllmänner: „Ja, mach schon, spring hinten rein!“


Don

 

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Zwei flatternde Blätter im Abendwind

 

Von vielen Menschen die vorübergehen,
bleiben manchmal einige stehen –
halten in der Bewegung an,
und daraus können sich dann und wann
erste Kontaktgewebe entfalten,
die man noch festigen muss und gestalten,
wenn sie mehr sein sollen, als sie meistens sind:
Zwei flatternde Blätter im Abendwind.

Eine solche Begegnung hat stattgefunden.
Noch sind es nur ein paar gemeinsame Stunden,
von denen keiner weiß, was daraus entsteht,
ob etwas länger bleibt oder schnell wieder vergeht.
Aber wer Hoffnungen hat, sollte dies auch zeigen,
und nicht verschlossen sein und schweigen,
weil sonst kostbare Zeit verrinnt,
für zwei flatternde Blätter im Abendwind.

Ich weiß, ein solch zufälliges Aneinandergeraten
verlangt nicht nur Träume, sondern auch Taten.
Und ich selber bin so von Zweifeln voll,
ob ich nun träumen oder handeln soll,
dass ich befürchte es könnte passieren,
dass sich die Blätter wieder verlieren
eh’ sich daraus etwas zu formen beginnt,
und es bleiben nur:
Blätter im Abendwind.

Don, Side, 1985

 

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Der Hermaphrodit

 

Zum Arzt kommt zur Untersuchung 'ne schwangere Frau.
Er untersucht sie ganz lange und auch ganz genau.
Dann schaut er sie an: "Ich muss es wohl wagen,
ich muss Ihnen etwas Besonderes sagen:
Ihr Kind, ich glaube es ist nicht invalid,
aber es ist wohl ein Hermaphrodit."
Sie versucht tapfer auf die Zähne zu beißen,
"Herr Doktor, was soll denn das nun heißen?"
"Ja schau 'n Sie, ich sag es Ihnen genau:
Es hat was vom Mann und was von 'ner Frau."
Da fasst sich die Frau mit der Hand an die Stirn -
"Mein Gott! Er hat einen Penis und ein Gehirn!?"

Don, 2013

 

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Tränen aus Herzblut

 

Du hast mir heute Nacht Deine Tränen geschenkt
und ich fühlte mich reich, wenn man nämlich bedenkt,
in welch seltenen Fällen nur hier auf Erden
solche Tränen überhaupt vergossen werden.

Du hast mir heute Nacht Deine Tränen geschenkt,
und der rote Mond hat sich drei Mal ins Meer gesenkt.
Da konnte ich mit meinem Körper spüren,
dass sich ganz intensiv auch unsere Seelen berühren.

Du hast mir heute Nacht Deine Tränen geschenkt
bis unser beider Tränen sich miteinander vermengt.
Da erfuhr ich mit Schaudern die besondere Macht
von Tränen, die aus reinem Herzblut gemacht.

Don, Side, im Juni 1984

 

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Will ich zu viel?

 

Sei wie die Sonne, aber verbrenne mich nicht!
Sei wie ein großer Junge, aber behandel’ mich nicht wie ein kleines Mädchen.
Zeige mir Wege , aber sag nie: Da geht es lang!
Kämpfe mit mir, aber nie gegen mich!
Pfeif' auf die anderen, aber nicht hinter mir her!
Male mich, aber überzeichne mich nicht.

Du, sag mir, ich will so viel.
Will ich zu viel?

Du, sei wie der Wind, aber stoß' mich nicht um!
Zeig mir, wo Du gegangen bist, aber erwarte nicht, dass ich in Deine Fußstapfen trete.
Drücke mich an Dich, aber erdrücke mich nicht.
Du, sei wie das Licht, aber blende mich nicht.
Erzähl mir Geschichten, aber keine Märchen.
Halt mich fest, aber lass mich auch wieder los.
Tanz mit mir, aber nicht nach meiner Pfeife.
Spiele mit Worten, aber nicht mit mir.
Liebe mich, wie ich Dich liebe!

 

Du, sag mir, ich will so viel.
Will ich zu viel?

Don, Juni 1984

 

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Zwischen den Zeilen

 

Was jeden normalerweise bewegt
ist das, was man täglich erlebt.
Aber das ist es auch eben:
Dieses normale tägliche Leben
nimmt so viel Platz ein,
dass es quasi allein
alle Aufmerksamkeit bindet
und man nicht mehr die Möglichkeit findet,
zwischen den Zeilen des Lebens zu lesen.
Und grad das aber wäre wichtig gewesen.

Deine Pläne für morgen,
deine Freuden und Sorgen
sind für dich lebenswichtig.
Und doch ist es richtig,
ihnen nicht alle Bedeutung zuzumessen
und dabei das Ganze zu vergessen.
Denn in der Zukunft unendlicher Weiten
spinnen sich tausende Möglichkeiten,
und keine von ihnen ist vergebens -
Sie stehen nur zwischen den Zeilen des Lebens.

Don, 08.10.2008

 

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